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Frankfurt am Main, 12.11.2024 12:00:00

Lange war das Thema Nachhaltigkeit in aller Munde. Doch nun scheint sich der Fokus zu verschieben und die globale Wettbewerbsfähigkeit wieder zum Maß aller Dinge zu werden. Doch der Klimawandel bleibt Realität und die Auswirkungen werden immer spürbarer. Daher gilt die Verpflichtung der Wirtschaft, für mehr Klimaschutz einzutreten, ungebrochen. Vor allem der Finanzindustrie kommt hier eine wichtige Rolle zu. Als Kreditgeber der Wirtschaft ist es ihre Aufgabe, sich mit dem Klimarisiko auseinanderzusetzen. Was aber noch immer fehlt, sind klare Leitlinien, wie dies effektiv und praxistauglich gelingen kann.

Hier setzt das Forschungsprojekt „Quantifying climate-related capital demand for credit risk“ an, das vom Frankfurter Institut für Risikomanagement und Regulierung (FIRM) gefördert wird. Professorin Dr. Christina Bannier von der Justus-Liebig-Universität Gießen und Sebastian Rink von der Frankfurt School of Finance & Management untersuchen in dem Projekt die Auswirkungen des Klimawandels auf das Kreditrisiko von Banken, beleuchten die derzeitigen Modellierungsansätze und erforschen innovative Lösungen.

Anforderungskatalog an Kreditvergabe
Seit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 und der Verabschiedung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen zur nachhaltigen Entwicklung haben zahlreiche Initiativen auf nationaler und internationaler Ebene den Fokus auf ESG gelegt. In Europa haben die Europäische Zentralbank (EZB) und die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) umfassende Leitlinien herausgegeben, die die Integration von ESG-Faktoren in die Kreditvergabeprozesse und die Kapitalplanung der Banken fordern. Vor diesem Hintergrund müssen Banken nicht nur ihr Kreditrisiko besser steuern, sondern auch sicherstellen, dass sie ausreichend Kapitalpuffer haben, um klimabezogene Risiken abzufedern. Wie diese Kapitalanforderungen mit Hilfe neuer Ansätze quantifiziert werden können, ist Ziel des Forschungsprojekts. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung eines szenariobasierten Ansatzes, der Klimaszenarien in das Risikomanagement integriert und die Auswirkungen auf Kapitalanforderungen analysiert. In fünf Schritten werden dabei zentrale Elemente für die Risikobewertung in Banken abgedeckt:

  • Analyse relevanter Klimaszenarien: Auswahl und Bewertung von Klimaszenarien, die die spezifischen Risikoprofile von Banken berücksichtigen.
  • Definition von Übertragungswegen: Untersuchung, wie sich physische und Übergangsrisiken auf klassische Risikokategorien wie Kredit-, Markt- und operationelle Risiken auswirken.
  • Ableitung von Risikoereignissen: Entwicklung einer standardisierten Methodik zur Ableitung konkreter Risikoereignisse aus den Klimaszenarien.
  • Quantifizierung des Kapitalbedarfs: Beispielhafte Berechnung des Kapitalbedarfs basierend auf hypothetischen Portfolios.
  • Vergleich mit bestehenden Kapitalpuffern: Analyse, inwiefern die aktuellen Kapitalpuffer der Banken ausreichen, um klimabezogene Risiken abzudecken.

Praxisnahe Lösungen für Banken entwickeln
Die Ergebnisse sollen Banken dabei unterstützen, die Kapitalanforderungen im Zusammenhang mit klimabezogenen Risiken präziser zu kalkulieren. Dadurch können sie ihre Kapitalplanung und Risikomanagementstrategien gezielt anpassen und sicherstellen, dass sie den regulatorischen Anforderungen gerecht werden. Das Projekt ist auf eine Laufzeit von 12 Monaten ausgelegt und ist im September 2024 offiziell gestartet.