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FS Campus

Frankfurt am Main, 16.12.2019 12:00:00

Herr Tensing, was war Ihr persönliches Ziel zu Beginn Ihrer Weiterbildung zum Certified Corporate Treasurer an der FS? Inwieweit konnten Sie Ihre Kenntnisse vertiefen und in die Praxis umsetzen?

Ich habe durch die Weiterbildung einen tieferen Eindruck in das gesamte Aufgabenfeld erhalten. Mein Arbeitsplatz deckt im Unternehmen die ganze Bandbreite ab, andere Treasurer decken in ihren Unternehmen einen Bereich ab. So bekommt man Einblicke in andere Organisationsformen: Welche Themen sind wo angesiedelt, was gehört dazu? Das hängt auch von der Unternehmensgröße und -struktur ab. Es gibt also keinen vorgeschriebenen Weg, wie man im Treasury agieren sollte.

Besonders wichtig war der Austausch unter den Teilnehmern. So konnte man einen Abgleich untereinander machen, wie Treasury in anderen Unternehmen gestaltet wird.

Wie sollte Corporate Treasury in Unternehmen optimal verlaufen?

Das ist stark abhängig von der Unternehmensgröße und Branche, und kann nicht pauschal beantwortet werden. In kleineren Treasury Abteilungen wird man tendenziell den Allrounder finden, der alle Bereiche abdecken muss. In größeren Treasury Abteilungen ergeben sich Spezialisierungen auf einzelne Bereiche. In beiden Fällen sollte man die Trennung von Back- und Frontoffice Aufgaben gewährleisten.

Welches ist für Sie aktuell die größte und wichtigste Herausforderung im Treasury?

Durch die Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen werden Aufgaben wegfallen – wie zum Beispiel Geschäftsbestätigungen per Fax. Es entfällt damit kein Arbeitsplatz, aber eben eine ungeliebte Aufgabe. Die Tätigkeiten und Arbeitsqualifikationen eines Treasurers werden sich in Richtung Datenanalyse verändern. Man sieht, dass alles IT-gestützter ist. Man braucht deshalb Personen, die erweiterte IT-Kenntnisse haben, und danach Mitarbeiter, die die Analyse und das Reporting durchführen.

Welche Bedeutung oder Auswirkungen hat Treasury-Management außerhalb von Unternehmen zum Beispiel auf die Politik?

Regulatorik für mehr Sicherheit ist grundsätzlich sinnvoll. Prozesse wie zum Beispiel KYC (Know Your Customer) machen regulatorisch aber auch vieles komplizierter und aufwendiger. Wenn man ungefähr ein Jahr für Vorgänge wie eine Kontoeröffnung braucht, dann läuft etwas falsch.

Geben Sie uns einen Ausblick auf 2020. Welches sind die drängendsten Aufgaben, die bewältigt werden müssen? Wo gibt es Unsicherheiten, wie kann ein gutes Treasury-Management hier vorbeugen?

Themen wie Digitalisierung und das Automatisieren von Prozessen, Datenqualität und Datensicherheit, Datenanalyse und -auswertungen werden uns mit Sicherheit in den nächsten Jahren beschäftigen. Aber all dies passiert parallel zum Arbeitsalltag und hängt auch teilweise von Geschäftspartnern ab. Es funktioniert auch nicht alles auf einmal, manche Projekte müssen noch reifen. Und man muss nicht gleich auf jeden Hype aufspringen, sondern kann sich Neuerungen erstmal anschauen, verstehen und dann mitmachen, wenn damit ein Mehrwert erzielt wird. Dabei müssen Sinn und Verstand eingesetzt und vernünftige sowie durchdachte Prozesse definiert werden. Dabei können neue Technologien gute Lösungen sein. Es lohnt sich mit Sicherheit, sich damit zu beschäftigen.

Die Frage ist: Werden durch den Aufwand und die Kosten, die große Datenmengen verursachen, auch tatsächlich ein Mehrwert generiert? Hier kommt es auf – auch öffentliche – Erfahrungswerte an.

Über Stefan Tensing:

Stefan Tensing hat 2016 den FS-Zertifikatsstudiengang zum Certified Corporate Treasurer VDT ® abgeschlossen. Er war zuvor in der Kreditüberwachung tätig, später für Geschäftskredite zuständig. Seit 2013 arbeitet er für die Bechtle AG im Treasury, seit 2017 verantwortet er dort in leitender Funktion den Bereich Treasury & Versicherungen.

Stefan Tensing schloss seine Weiterbildung an der Frankfurt School im Jahr 2016 erfolgreich ab